Bei Morbus Parkinson in Bewegung bleiben

In Deutschland leiden über ein Viertel Million Menschen an Parkinson. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber beeinflussbar. Das Wichtigste für die Patienten ist es, ihre Beweglichkeit zu erhalten. Über die Bedeutung der Physiotherapie hierbei referierten Daniela Lehmenhecker und Alexander Müller-Porwoll von der Stationären Physiotherapie am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide auf der diesjährigen NEURO in Bremen. Die Messe fand am 7. September zu den beiden Schwerpunktthemen Morbus Parkinson und Multipler Sklerose (MS) im Congress Centrum Bremen (CCB) statt.

„Ein Morbus Parkinson kommt selten allein – Mit Aktivität und Freude gegen die Symptome“ hatten Lehmenhecker und Müller-Porwoll ihren Vortrag pointiert überschrieben. Sie verdeutlichten die Relevanz von Bewegung im Therapieverlauf und erläuterten die „BIG-Therapie“. Morbus Parkinson geht unter anderem mit Muskelsteifigkeit (Rigor), Muskel-Zittern (Tremor), monotoner Mimik oder leiser Stimme einher. Dem will sich die BIG-Therapie entgegenstellen. „Mit gezielten Übungen von übertrieben großen Bewegungen wollen wir die Geschwindigkeit und das Bewegungsausmaß bei den Patienten erhalten. Der parkinsontypischen Verlangsamung und Verkleinerung der Bewegung wollen wir entgegenwirken“, erläutert Physiotherapeutin Lehmenhecker.

Alexander Müller-Porwoll beim Vortrag auf dem Kongress Neuro 2019 in Bremen
Daniela Lehmhecker und Alexander Müller-Porwoll in den Kongressräumen vor einem Plakat der Neuro 2019 in Bremen
Referenten Daniela Lehmenhecker und Alexander Müller-Porwoll (Stationäre Physiotherapie)


Durch intensives Wiederholen und ständige Erfolgskontrolle durch den Therapeuten bewirkt BIG, dass Patienten wieder auf ungenutzte Bewegungsmöglichkeiten zugreifen und diese bewusst im Alltag einsetzen können. Hierbei können auch Angehörige helfen – indem sie „nicht helfen“. „Angehörige möchten häufig Unterstützung leisten und nehmen den Betroffenen im Alltag viele Aufgaben ab. Das ist gutgemeint, aber nicht sinnvoll. Die Patienten sollen in Bewegung bleiben“, so der Leiter der Stationären Physiotherapie, Müller-Porwoll. „Wir möchten, dass die Patienten das Erlernte annehmen und im Alltag selbstständig umsetzen, automatisieren. Mit der BIG-Therapie haben wir erstaunliche Veränderungen bei den Patienten festgestellt.“

Im Anschluss an den Vortrag konnten Interessierte an einigen Übungen der BIG-Therapie teilnehmen und die praktische Umsetzung kennenlernen. Diesen praktischen Teil des Vortrages hat Christiane Konietzny von der Stationäre Physiotherapie am KBR angeleitet und lebhaft das Interesse für die Umsetzung der BIG-Therapie geweckt.

Die Vorträge der NEURO beziehen sich auf neurologische Themen, die jeweils auf Betroffene oder Mediziner, Therapeuten und Pflegepersonal ausgerichtet sind. Im kommenden Jahr findet Messe am 5. September 2020 erneut im Congress Centrum Bremen statt. Dann soll es neben den Schwerpunktthemen Morbus Parkinson und Multiple Sklerose um das Krankheitsbild Demenz gehen.

Zurück