„Notfälle gehören ins Krankenhaus“

Ärzte des Klinikums Bremerhaven-Reinkenheide warnen vor gefährlichem Zögern. Notaufnahme verzeichnet Rückgang von Herzinfarkt und Schlaganfall-Patienten.

Das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide registriert aktuell einen deutlichen Rückgang von Patienten in der Notaufnahme. Das entspricht einem bundesweiten Trend. Die Abnahme von Unfällen und Sportverletzungen ist durch die Beschränkungen der letzten Wochen erklärbar, der deutliche Rückgang von Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten hingegen nicht. Gerade bei diesen Patienten kann das zögerliche Agieren schwerwiegende Folgen haben, warnen Mediziner und die Fachgesellschaften.

„Wir verzeichnen seit einigen Wochen einen sehr starken Rückgang von Herzinfarkt- und auch Schlaganfall-Patienten“, so Prof. Dr. Rüdiger Dißmann, Chefarzt der Kardiologie am KBR. „Das deutet darauf hin, dass diese Patienten aktuell den Gang ins Krankenhaus scheuen, aus Angst, sich dort mit Covid-19 zu infizieren. Diese Angst ist unnötig.“ Am KBR werden die Patientengruppen schon in der Notaufnahme strikt getrennt. Für Covid19-Erkrankte gibt es bei Bedarf eine gesonderte Notaufnahme und zwei Isoliereinheiten für die stationäre Versorgung. „Unsere Chest-Pain-Unit, die sich um Patienten mit unklarem Brustschmerz und Herzinfarkt-Verdacht kümmert, arbeitet räumlich und personell vollkommen unabhängig von den Isoliereinheiten“, betont der Chefarzt.

PD Dr. Dr. Kai Boelmans, Chefarzt der Neurologischen Klinik am KBR, ergänzt: „Die Gesundheits­risiken, die sich zum Beispiel aus einem Schlaganfall ergeben, der nicht unverzüglich behandelt wird, können wesentlich gravierender sein als eine Covid-Infektion.“ Neben der Angst vor einer Corona-Infektion mag es auch Patienten geben, die aus falscher Zurückhaltung die Krankenhäuser mit ihren als unwichtig empfundenen Beschwerden nicht unnötig belasten wollen. „Diese Zurückhaltung ist gefährlich“, so Dr. Boelmans. „Eine unverzügliche medizinische Versorgung in einem Krankenhaus ist unerlässlich, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.“

„Gerade bei Herzinfarkten und Schlaganfällen zählt jede Minute. Deshalb kann man nur darauf hinweisen: Notfälle gehören ins Krankenhaus“, so die beiden Chefärzte. „Herzinfarkt und Schlaganfall bleiben auch in Corona-Zeiten weiter die Haupttodesursache in Deutschland. Wer sich mit Vorzeichen nicht meldet, riskiert sein Leben.“ Deshalb: Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ist unbedingt der Notruf (112) zu wählen. Das KBR ist mit der Stroke-Unit und der Chest-Pain-Unit für beide Fälle besonders gut ausgerüstet. Räumlich und personell sind die Einheiten strikt von etwaigen Corona-Patienten getrennt.

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